Schlossgeschichte

Seit dem 17. Jahrhundert besteht Schloss Hovestadt in seiner heutigen Form und prägt das Bild der Region.

Historie des Ortes

Die Erzbischöfe von Köln hatten zur Absicherung ihrer Grenzen entlang der Lippe Befestigungen errichtet, so auch in Hovestadt. 1152 wird erstmals Dietrich von Hovestadt mit einem festen Wohnsitz in den Urkunden erwähnt.

Jüngere Geschichte

Zwischen 1563 und 1572 wurde die aktuelle Wasserburg mit dem Schloss durch Laurenz von Brachum errichtet. Die barocke Vorburg
wurde von Johann Conrad Schlaun entworfen. 

Ab 1710 übernahmen die Grafen von Plettenberg den Schlossbesitz und bewohnen diesen seit 1733.

"Wir sehen die Bewahrung von Kultur- und Naturlandschaft in dieser Region als einen Bestandteil unserer wichtigsten Aufgaben."

Gräfl. Plettenberg´sche

Forst- und Renteiverwaltung

Schloss Hovestadt

Im südlichen Münsterland liegt an einer Schleife der Lippe Schloss Hovestadt, ein Juwel der Lipperenaissance. Das Renaissanceschloss ist noch heute im Besitz der Familie des Grafen von Plettenberg-Lenhausen.

Die Erzbischöfe von Köln hatten zur Absicherung ihrer Grenzen entlang der Lippe Befestigungen errichtet, so auch in Hovestadt. 1152 wird erstmals Dietrich von Hovestadt mit einem festen Wohnsitz in den Urkunden erwähnt. Im Laufe des folgenden Jahrhunderts ließ der Erzbischof diesen Rittersitz zu einer Burganlage zum Schutze des Lippeüberganges gegen den Bischof von Münster ausbauen. Zugleich waren in diesem Raum auch drei weitere Landesherren, nämlich der Graf von Arnsberg, der von der Mark und die Edelherren von der Lippe engagiert. Die 1276 fertig gestellte und später erweiterte große Burganlage gewährte dann einem Drosten und 20 Burgmannen einschließlich ihrer Familien Unterkunft. Sie wurde dennoch 1303 und 1346 zerstört und wieder aufgebaut und gewann in der Soester Fehde (1444-49) noch einmal strategische Bedeutung. 1482 wurde Godert Ketteler Pfandinhaber von Burg und Amt Hovestadt. Dessen Urenkel Goswin von Ketteler ließ in den Jahren 1563-72 Schloss Hovestadt von dem Baumeister Laurenz von Brachum völlig umbauen. Dem Baumeister, ein damals sehr gesuchter holländischer Meister, der u. a. in Soest auch Befestigungsarbeiten geleitet hat, standen Hermann von Münster, Hermann von Aldensell, Peter von Wesel und Hermann Buspado zur Seite. Als Steinmetze sind Ebert und Egbert von Münster, Johann und Diederich von Münster, Wessel von Münster, Johann von Bielefeld, Jürgen Banksmann, Bernt von Soest, Jakob und Tonis von Minden, Diedrich von Wesel und Tönnis von Billerbeck erwähnt. Als Bildhauer wirkte mit Adrian von Utrecht, als Maler Jost von Hervede mit dem Gesellen und einem Jungen, als Glasmacher Meister Claves Gerdingk von Münster.

Frühe Aufnahme von Schloss Hovestadt um 1900
Schloss Hovestadt im Sommer 2023

 

Schloss Hovestadt gilt als das bedeutendste Meisterwerk des Baumeisters Laurenz von Brachum. Es war offenbar als Vierflügelanlage geplant. Vollendet wurden jedoch nur der Nord- und der Ostflügel, in deren Schnittpunkt ein dreigeschossiger Pavillonturm mit einer geschwungenen Haube und aufsitzender Laterne herausragt. Der zweigeschossige Bau, der sich über einem hohen Kellerge- schoss aus der Gräfte erhebt, ist mit einem Walmdach gedeckt, aus dem in Viererreihen angeordnet Gauben und Zwerggauben entspringen. Die Firstlinie wird von kräftigen, reich verzierten Schornsteinen unterbrochen, die zur Belebung der Dachlandschaft beitragen. Blickfang sind natürlich die reichverzierten Fassaden im Stil der Manierismus. Die Flächengliederung wird durch umlaufende Rustikabänder bewirkt, wobei die Fenster im Erdgeschoss von paarweisen Pilastern eingerahmt werden und durch einem verkröpften Sturzgesims zum Obergeschoss abgegrenzt sind. Über den Fenstern befinden sich Rundbögen, die mit Masken und Kartuschen ausgefüllt sind. Das gesamte, an den Flügeln unterschiedlich aufgebrachte Dekorwerk, bestehend aus Rauten, Kreisen, Quadraten und Bändern, steht in einem Verbundsystem. Dieses überzieht die aus Ziegelstein gebauten Trakte und den Turm wie ein Netzwerk und bewirkt auf diese Weise das charakteristische Erscheinungsbild der Lipperenaissance.

Schloss Hovestadt seit 1649

Als 1649 die Hovestädter Linie derer von Ketteler im Mannesstamm ausstarb, ging der Besitz durch Erbgang an die Freiherren von Haiden zu Schönrade und Boke über, die diesen 1710 an den Freiherrn Friedrich Bernhard Wilhelm von Plettenberg-Lenhausen zum Preis von 180.000 Reichstaler verkauften. Mit der Inbesitznahme des Schlosses durch den inzwischen in den Grafenstand erhobenen Graf von Plettenberg war eine Phase der Instandsetzung der bestehenden Baulichkeiten verbunden. Der Graf von Plettenberg beauftragte den bekannten Münsteraner Baumeister Johann Conrad Schlaun mit der Restaurierung und dem Umbau des Schlosses (1733).

 

 

Die prächtige Rückseite des Bauwerkes lässt sich von einem Fußweg entlang der Lippe (östlich der Lippebrücke) aus der Nähe betrachten. Selbst von der etwas weiter vorbeiführenden Straße zeigt sich das Schloss von seiner stillen Schönheit.

Nach mehr als 200 Jahren machten sich nun in der Neuzeit an Dächern und Fassaden des Schlosses und der Vorgebäude erhebliche Verwitterungsschäden bemerkbar. Seit dem Jahre 1967 läuft daher ein umfangreiches Renovierungsprogramm in enger Abstimmung zwischen dem Eigentümer und dem westfälischen Amt für Denkmalpflege, Münster.

Der Zugang zum Schloss, einer Zweiinselanlage, erfolgt über eine Steinbrücke, an deren Torpfeiler der heilige Johannes Nepomuk auf hohem Sockel wacht. Das Schloss und die Vorburg sind von einem Gräftensystem mit eingelagertem Teich umschlossen. Sie sind über eine Brücke zu erreichen. Die zum Schloss führende prächtige Kastanienallee wird zu beiden Seiten von den eingeschossigen Wirtschaftsgebäuden mit hohem Walmdach (Vorburg) eingeschlossen. Diese wurden im Zuge der Renovierung des reparaturbedürftigen Schlosses von Schlaun ab 1733 im Stil des Barocks umgestaltet. Mit sensibler Hand, wie es nur ihm gegeben war, ist es ihm gelungen, die beiden unterschiedlichen Stilrichtungen von Renaissance und Barock zu verschmelzen. Ein Juwel ist die kleine Kapelle am Ende der Orangerie, die mit illusionistischen Wandmalereien überrascht.

Historische Planungsübersicht der Anlage
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